Warth Schroecken
Skigeschichte

Die Skilifte Warth-Schröcken am Arlberg

Die Entstehungsgeschichte der Skigebiete im Bregenzerwald am Arlberg.

Im 19. Jahrhundert waren die Dörfer in den Bergen Vorarlbergs (1.200 bis 1.500 Meter Seehöhe) von Bauern besiedelt und im Winter aufgrund der vielen Schneemaßen recht abgeschieden. Man lebte von Milchwirtschaft und Viehzucht – einen Tourismus, geschweige denn präparierte Pisten oder gar Skilifte gab es nicht. Doch der Warther Pfarrer Johann Müller wollte sich auch im Winter mit Freunden in Lech austauschen und wurde so zum Skipionier.

Bereits 1894 besorgte er sich ein paar Skier aus Schweden und übte heimlich des Nachts das Skifahren. Nachdem er dann sicher auf den Brettern stand, startete er die Skitour – wohl eine der ersten, die jemals gegangen wurden. Die Route führte über den Wartherhornsattel (2.200 m) via einer Tiefschneeabfahrt vorbei an Bürstegg nach Lech. Dort wurde er bereits von seinem Lecher Pfarrkollegen empfangen. Der Retourweg führte dann über den Mohnenfluhsattel (2.300 m) via gleichnamiger Nordabfahrt zurück nach Warth-Schröcken.

Damit legte Johann Müller den Grundstein für den Skisport in Warth – heute gilt er als Vorreiter vor allem auch für die Freerider. Die nach ihm benannte Strecke kann im Übrigen auch heute noch mit Skiguides der ansässigen Skischulen zurückgelegt werden. Nach erfolgreicher Rückkehr von der Freeridetour darf man sich in das Pfarrer Müller Tour-Buch eintragen.

Entwicklung zur Tourismusregion im Bregenzerwald.

Mit der Eröffnung der Arlbergbahn (1884) und der Fertigstellung der Lechtalbundesstraße (1908) war Warth besser zu erreichen. So begann der Fremdenverkehr mit einem Gasthof (1924), der Gründung des Skiclubs und der Skischule Warth, sowie eines Hotels und Gendarmeriegebäudes (1928) bzw. eines Postamtes (1933). Von 1933 bis 1935 erfolgte der Straßenbau von Schoppenau bis Schröcken, wodurch auch Schröcken dem Autoverkehr erschlossen wurde. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland und der damit eingeführten 1000-Mark Sperre gegenüber Österreich, kam der Fremdenverkehr zum Erliegen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders nach dem Bau der Hochtannbergstraße (1953) kam der wirtschaftliche Aufschwung.

1953/54 wurde der erste kleine Skilift in Warth gebaut. Es war ein einfacher Stemag-Lift mit 2 Bügeln, der nach Belieben ab- und wieder aufgebaut werden konnte. In Gehren wurde etwa zur gleichen Zeit die bestehende Materialseilbahn adaptiert und mit Bügeln versehen um ebenfalls mit den Skiern bergauf zu gelangen.

1958 folgte der erste Schlepplift in der Dorfmitte neben dem Sennhaus. Ende der 1950er wurde außerdem ein Stemag-Lift in Lechleiten errichtet.

Gründung der Skilifte Warth.

1963 wurde dann die Skilift-Gesellschaft „Skilifte Warth Strolz KG“ gegründet. Es folgte der Bau eines Schlepplifts beim Holzgauerhaus und der Bau eines „1er“ Sessellifts bei der Steffisalp im Jahr 1964 Die erste Skisaison verläuft sehr gut, knapp 50,000 Fahrten werden gezählt.

1968 fällt der Startschuss zum Bau des Wartherhorn-Liftes und in der Silvesternacht trifft das langersehnte erste Pistengerät der Marke Ratrac in Warth ein. Vormals wurde des Öfteren der Sportunterricht der Warther Schüler ins Freie verlegt, damit sie die Pisten treten konnten. Unterstützt wurden sie auch von Gästen, welche dafür Freikarten bekamen. Die Bemühungen und Investitionen zum Ausbau des Skigebiets machen sich bezahlt, die kommenden Saisonen laufen bestens und so wird weiter investiert.

Der Sonnenlift am Fuße des Widdersteins.

1972 werden der Wannenkopf- und der Sonnenlift gebaut. Der Wannenkopf-Schlepplift bewährt sich als Schlechtwetter- und Übungslift. Mit dem Sonnenlift am Fuße des Widdersteins wird ein sonniger, sanfter Hang erschlossen, der vor allem beim Familien und Anfängern sehr beliebt ist. Ein neuer Skibus-Service zwischen Steffisalp und Salober wird von den Gästen ebenfalls sehr gut angenommen. Eine Schneefräse erleichtert nun die Räumung des Parkplatz der Steffisalp. Im selben Jahr wird außerdem ein zweites Pistengerät gekauft.

In den Siebzigern wird außerdem die touristische Infrastruktur ausgebaut – die Kapazität der Gästezimmer erhöht und die Zufahrtsstraßen in das höchstgelegene Bergdorf Vorarlbergs werden laufend lawinensicher ausgebaut. Während die Gemeinde im Jahr 1965 noch mehr als 120 Tage lang vom Bregenzerwald abgeschnitten war, so sind es 1973/74 nur noch 23 Tage. Das spiegelt sich auch im Fremdenverkehr wider. 1971 zählt Warth 509 Gästebetten, 1979 mit 1085 bereits mehr als doppelt so viel.

Diverse sportliche Ereignisse wie die Bronze-Medaille von der Warther Skiläuferin Wiltrud Drexel (Olympia , Sapporo 1972 - Riesentorlauf) sowie die Durchführung der „Internationalen Österreichischen Meisterschaften Alpin“ 1974 rücken das Skigebiet Warth zusätzlich in den Fokus.

Nach diversen Lawinenschutzmaßnahmen wird im Jahr 1976 die Kapazität des Einer-Sesselliftes Steffisalp von 470 auf 900 Personen pro Stunde erhöht. Ein Jahr später nimmt der „Kitze-Lift“, ein Stemag-Lift, seinen Betrieb auf. Viele Kinder üben hier ihre ersten Schwünge.

Vom Skigebiet Warth ins Skigebiet Schröcken.

1979 erfolgen zwei Spatenstiche. Einerseits jener für den Bau des Hochalplifts um komfortabler vom Skigebiet Warth ins Skigebiet Schröcken zu gelangen – und andererseits die Jägeralpbahn. Zu diesem Zeitpunkt betreiben die Skilifte Warth insgesamt 8 Liftanlagen – dank der neuen Verbindungen gilt Warth-Salober-Schröcken als drittgrößtes Skigebiet Vorarlbergs.

In den 1980er Jahren wird Warth zum Publikumsmagnet. Im Winter 1981/82 verzeichnet man erstmals mehr als 2 Millionen Fahrten mit den Skiliften.

1984 wird der Wartherhorn-Schlepplift durch einen 3er-Sessellift ersetzt. Die Förderleistung wird von 1200 auf 2000 Personen pro Stunde erhöht. Mittlerweile beschäftigen die Skilifte Warth bereits 30 Mitarbeiter (1986/87). 1988 gewinnt der Warther Hubert Strolz bei den Olympischen Spielen in Calgary im Kombinationsslalom die Goldmedaille, acht Tage später die Silberne im Riesenslalom.

1990 wird der Steffisalp Sessellift ersetzt. Statt des 1er Sessellifts verrichtet künftig eine kuppelbare Vierer-Sesselbahn den Dienst. Die kuppelbare Sechser-Sesselbahn Wartherhorn ist ebenfalls hochmodern, neue und komfortabel gepolsterte Sessel mit Wetterschutzhauben begeistern. Ab der Saison 1991/92 haben Skifahrer ist man Teil des 3-Täler-Passes (Zugang zu mehr als 30 Skigebieten).

1993 wird die fixgeklemmte Zweier-Sesselbahn Karhorn gebaut. Sie ermöglicht einen bequemen Rückweg vom Salober nach Warth und erschließt neue, schneesichere Pisten auf einer Seehöhe von 2.055 Metern.
1996 wird der Schlepplift Wannenkopf durch eine Vierer-Sesselbahn mit Förderbandeinstieg ersetzt,
1997 wird der Dreier-Sessellift am Wartherhorn durch einen Sechser-Sessellift ersetzt und mit Wetterschutzhauben ausgestattet, die Fahrzeiten werden um die Hälfte verkürzt.

Im Jahr 2005 wird die Skilift-Gesellschaft mit dem Bau des Sporthotels Steffisalp auch zum Tourismusanbieter.

2003 ersetzen die Skilifte Warth den letzten Schlepplift des Skigebiets, den Hochalp-Lift, durch eine Vierer-Sesselbahn mit Förderbandeinstieg. Bei der Jägeralpe wird eine kuppelbare Sechser-Sesselbahn mit Wetterschutzhaube samt der Jägeralp-Bergstation errichtet.

Neue Lifte in Schröcken am Arlberg.

Auf Schröckener Seite entstehen mit dem Auenfeld-Jet und dem Salober-Jet zwei neue Sechser-Sesselbahnen samt Sitzheizungen. Nicht zuletzt deswegen ist Warth-Schröcken eines der modernsten Skigebiete Europas.

2007 übernehmen die Skilifte Warth die Jöchelspitzbahn – eine Doppelsesselbahn im Lechtal aus Verbundenheit und enger Partnerschaft zur Region.2009 übernimmt man auch die Pacht des Gföllberglifts in Holzgau. Im selben Jahr erwirbt man zudem Anteile an den Bergbahnen Diedamskopf.

2013/14 wird die Verbindungsbahn Auenfeldjet zwischen Lech Zürs und Warth-Schröcken eröffnet. Die zwei Kilometer lange 10er Gondel-Einseil-Umlaufbahn stellt die Verbindung der Top-Skigebiete sicher und ergibt nun das größte Skigebiet Vorarlbergs.

Spätestens seit dem Bau der neuen Flexenbahn in der Wintersaison 2016/17 zählt Warth-Schröcken als Teil von Ski Arlberg zum größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs, bzw. zu den 5 größten der Welt! Auf Skiern gelangt man nun komfortabel von Warth-Schröcken über Lech-Zürs, Stuben, St. Christoph bis St. Anton.

Skigebiet Arlberg: 300 Pistenkilometer und 88 Liftanlagen.

Heute, knapp 60 Jahre nach dem Bau des ersten Sessellifts, ist aus den Skiliften Warth ein Unternehmen entstanden, welches in der Wintersaison mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt. Den Winterurlaubsgästen stehen nun von Dezember bis spät in den April in Summe 300 Pistenkilometer und 88 Liftanlagen zur Verfügung. Außerdem gilt die Arlberg-Region rund um Warth mit durchschnittlich 11 Metern Naturschnee pro Winter als äußerst schneesicher und ist daher auch bei Freeridern sehr beliebt… ganz so wie es schon vor mehr als 100 Jahren bei Pfarrer Müller war!

Fotos: Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek

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